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Schulsozialarbeit

Die Schulsozialarbeit ist die intensivste Form der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule und zählt unlängst vielerorts zur schulischen Infrastruktur. Mittels der Schulsozialarbeit werden sozialpädagogische Kompetenzen und Unterstützungsangebote am Lern- und Lebensort Schule eingebunden und Arbeitsweisen und Handlungsansätze aus der Jugendhilfe in die Schule integriert. Im Fokus der Arbeit stehen die Vermittlung sozialer Kompetenzen und Selbsterfahrungen (Soziales Lernen) wie auch der Abbau von persönlichen, sozialen oder gesellschaftlicher (Bildungs-)Benachteiligungen durch sozialpädagogische Unterstützungsangebote. Hierzu kann sie sowohl auf Gruppenangebote wie auf Einzelfallarbeit zurückgreifen. Sie fungiert durch ihre Niedrigschwelligkeit und gute Erreichbarkeit am Ort Schule als Brücke/Vermittler zwischen Schule, Eltern und nicht zuletzt auch Jugendhilfe.

„Alte“ Zielgruppen neu erreichen – Digitalisierung nutzen

Die Schulsozialarbeit steht vor der Herausforderung neue Wege zu gehen, um ihre bisherige Arbeit den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Gerade in dieser Zeit ist ein „Dranbleiben“ an den jungen Menschen und ihren Familien von entscheidender Bedeutung, denn die Verdichtung von Freizeit, Lernen, Arbeiten und Familienleben an einem Ort kann auch (neues) Konfliktpotenzial bergen. Konflikte im Elternhaus werden häufig in die Schule getragen und wirken sich auf das Lern- und Sozialverhalten aus. Ohne den direkten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern bedarf es umso mehr eine Sensibilität aller Akteure, mögliche Konfliktlagen frühzeitig zu erkennen, und vor allem die Bereitschaft auch unter den veränderten Bedingungen niedrigschwellig als Ansprechpartner*in zur Verfügung zu stehen. Hierzu sollte auch weiterhin der Austausch in multiprofessionellen Teams zwischen Schulsozialarbeit und Lehrkräften mitgedacht werden, um individuell auf die (Unterstützungs-)Bedarfe der jungen Menschen zu reagieren (z.B. regelmäßige Teamsitzungen zwischen Lehrkräften und Schulsozialarbeit via Videokonferenzen, Diensthandys). Durch zum Beispiel die Einrichtung von Notfalltelefonen zur Beratung und Unterstützung von jungen Menschen (aber auch Eltern) könnte die Schulsozialarbeit ein niedrigschwelliges Hilfsangebot vorhalten (Umgang mit Konfliktsituationen, Beratung zur Strukturierung des neuen Alltags). Vor allem in der Einzelfallarbeit können möglicherweise vereinzelte Hausbesuche unter Einhaltung der aktuellen Vorgaben (Abstandsregelungen, Hygiene etc.) sinnvoll sein. Hierbei steht jedoch der gesundheitliche Schutz der Fachkräfte und der Familien an erster Stelle.

Neben den beratenden und im Einzelfall unterstützenden Handlungsformen, können auch Konzepte zur Digitalisierung von Gruppenangeboten (Chats mit Schüler*innengruppen, Schulradio bzw. Podcast mit Schülerinnen und Schüler etc.) ausgelotet werden. Hier gilt es jedoch datenschutzrechtliche Bestimmungen zu berücksichtigen.

Rückkehr zur Normalität? Wiedereröffnung der Schulen in Zeiten von Corona

In den nächsten Wochen werden die Schulen schrittweise wieder geöffnet. Nach dem aktuellen Diskussionsstand sollen zunächst ältere Jugendliche aus den höheren Klassenstufen den Unterricht zuerst aufnehmen. Für einen Großteil der Schüler*innen ändert sich damit die derzeitige Situation allerdings nicht (Stand: 29.04.2020). Die Schulsozialarbeit steht damit mindestens vor einer vielfachen Herausforderung:

  • Erstens müssen erprobte und etablierte Konzepte der Sozialen Arbeit an Schulen unter den Vorzeichen des Infektionsschutzes neu gestartet werden.
  • Zweitens brauchen auch die Schüler*innen, die nicht wieder Schulen besuchen, weiterhin Unterstützung und Ansprechpartner*innen.
  • Drittens ist es wahrscheinlich, dass sich soziale Benachteiligungen sowie Konflikte im Elternhaus verschärft haben.
  • Viertens muss die Schulsozialarbeit klären, welchen Beitrag sie leisten kann, um Schüler*innen und Lehrkräften einen Umgang mit Ängsten und Sorgen im Schulalltag mit Blick auf Corona zu finden.

Eine konzeptionelle Schärfung der Schulsozialarbeit ist in der aktuellen Situation besonders wichtig: Wie kann die Arbeit mit den Schüler*innen, die zu Hause sind gelingen? Welche Kommunikations- und Arbeitsformen gibt es bereits und welche braucht es noch? Wie kann wieder an den Schulen mit einzelnen Schüler*innen, Gruppen und Klassen sowie Eltern und Lehrer*innen gearbeitet werden? Hier finden Sie Praxisbeispiele, Tool und Werkzeuge sowie Hinweise und Impulse zur konzeptionellen Weiterentwicklung.

​​​​​​​Stärken der Schulsozialarbeit in der Krise nutzen!

Die Schulsozialarbeit zeichnet sich seit jeher durch die Arbeit zwischen den Systemen und mit verschiedenen Zielgruppen aus. Sie ist in der Lage, sich den unterschiedlichen Logiken von Schule und Jugendhilfe anzupassen und dabei sowohl Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern im Blick zu behalten. Sie arbeitet in einem breiten Feld von Beratung und Vermittlung im Einzelfall bis zur Verbesserung des Schulklimas. Schulsozialarbeit ist multimethodisch und multilokal. Damit hat sie die besten Voraussetzungen, sich an die neuen Anforderungen anzupassen und weiterhin zum Wohl von jungen Menschen und ihren Familien zu arbeiten.